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Los 2287

Bles, Herri met de

Schätzpreis:

30.000 € - 50.000 €

Ergebnis:

64.750 € inkl. Aufgeld und Mehrwertsteuer

Beschreibung:

Dinant um 1500/1510 - Antwerpen oder Ferrara nach 1560
63 x 89 cm
Gebirgslandschaft mit Maria von Burgund und Maximilian von Österreich. Um 1540. Öl/Holz, teilparkettiert.
Die szenischen Geschehen in den zahlreichen Phantasielandschaften des Herri met de Bles beziehen sich fast ausschließlich auf biblische Motive. Sie sind in winziger Form in den Detailpartien der Gebirgs-Fluß- und Waldlandschaften versteckt und erwarten vom Betrachter ein Suchen und Aufspüren der figürlichen Staffage. Es ist die Zeit des Aufbruchs in eine neue Art der Landschaftsmalerei, die spätestens mit den „Weltlandschaften“ des Joachim Patinir beginnt.
Unsere Tafel ist unmittelbar vergleichbar mit dem Gemälde „Landschaft mit dem Gleichnis des barmherzigen Samariter“ ( ca. 1540; 29 x 42 cm ) im Kunsthistorischen Museum Wien. Die gleiche, von einer Burganlage bekrönte, hoch aufragende und zerklüftete Felsformation, die das Bildzentrum einnimmt, winzige Figuren, die sich in den Fels hinein und über eine lange Treppe zur Burg hinauf bewegen. Baumschlag und Blattwerk der in den Vordergrund gerückten Vegetation sind auf beiden Gemälden nahezu austauschbar.
Ein wesentlicher Unterschied zu unserem Werk besteht aber in den figürlichen Szenerien. Den rechten unteren Bildteil nehmen zwei Gruppendarstellungen ein, die ganz offensichtlich nichts (tatsächlich weder zeitlich noch räumlich) miteinander zu tun haben. Die rechte Gruppe zeigt ein fürstlich bzw. höfisch gekleidetes Paar, die Dame eng an den Herren geschmiegt, der auf dem ihr zugewandtem Haupt ein rotes, ausladendes Barrett trägt, auf seiner Rechten einen Falken hält und mit seiner ausgestreckten Linken den Weg (oder aber aus dem Bild hinaus) weist. Die Kleidung der beiden ist historisierend und beschreibt eine Zeit vor oder um 1500. Die Dargestellten sind Maria von Burgund und ihr Gemahl Maximilian von Österreich.
Die auf felsigem Boden spielende Szene ist von dem Hintergrundgeschehen durch den aus den Bergen springenden Fluß deutlich getrennt. Links davon ein gesatteltes Pferd (ein spätmittelalterlicher Damensattel ?) der Reitknecht und die mit rudernden Armen im Stürzen begriffene Maria von Burgund (unter den Füßen und Beinen der Figur Schatten, die ein Schweben bzw. Stürzen suggerieren sollen).
Die Geschichtsschreibung berichtet, daß Maria von Burgund am 6.März 1482 während einer Beizjagd (Falkenjagd) vom Pferd stürzt und in Bewußtlosigkeit versinkt. Am 27.März 1482, im Alter von nur 25 Jahren stirbt sie im Beisein ihres Gemahls Maximilian an den Folgen des Reitunfalls.
Ganz ungewöhnlicherweise hat also hier Herri met de Bles Episoden aus seiner jüngsten Vergangenheit erzählt. Die Heirat Marias mit Maximilian, die Vermählung des Burgundischen mit dem Habsburgischen war für ganz Europa von außerordentlicher Bedeutung. Die sich anschließenden, über Jahrzehnte andauernden Erbfolgekriege mit Frankreich werden den flämischen Zeitgenossen vor Augen gestanden haben und es bedurfte in den Jahren um 1540 sicher keiner Erklärung, wer die Dargestellten auf unserer Landschaftstafel denn gewesen sein mochten.