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Los 379

Brief von Mao Zedong (1893-1976) an Guo Moruo (1892-1978)

Schätzpreis:

20.000 € - 30.000 €

Ergebnis:

90.650 € inkl. Aufgeld und Mehrwertsteuer

Beschreibung:

China, wohl 1965
Blatt je 35,5 x 23,4 cm, Gesamtbrief 35,5 x 70 cm
Drei Blätter und von Mao Zedong beschrifteter Umschlag. Tusche auf Papier. Der Brief wurde zusammen mit einer Zeitung der Befreiungsarmee (Jiefangjun bao) vom 27.7.1959 aufbewahrt. Der Brief ist auf dem letzten Blatt unterzeichnet mit "Mao Zedong, 7. Monat, 28. Tag". Ohne Jahresangabe. Ausdrucksstarke Kalligraphie in der markanten Konzeptschrift Mao Zedongs:
郭老:
章行严先生一信,高二适先生一文寄上,请研究酌处。我给章先生信亦先寄你一阅。笔墨官司,有比无好。未先?定为何?敬颂安吉!并问力群同志好!
毛泽东
七月廿八日
Alter [Freund] Guo,
hier schicke ich dir einen Brief von Herrn Zhang Xingyan (Zhang Shizhao, 1881-1973) sowie den Artikel von Herrn Gao Ershi (1903-1977). Bitte prüfe sie auf Stellen, die zu überdenken wären. Den Brief, den ich an Herrn Zhang geschrieben habe, schicke ich ebenso zuerst an dich zum Lesen. Sein Stil ist amtlich und es gibt vergleichsweise nicht gute Stellen. Ich habe mich zunächst nicht festgelegt, wie sollen wir verfahren? Hochachtungsvoll wünsche ich dir Frieden und Glück! Grüße auch den Genossen Li Qun von mir!
Mao Zedong, 7. Monat, 28. Tag
Privatsammlung, laut Überlieferung gesammelt in den 1960er Jahren, seither im Familienbesitz
Der Brief bezieht sich anscheinend auf die akademische Debatte von 1965 über die Echtheit des ‚Vorwortes vom Lanting-Pavillon‘ (Lanting xu) des Wang Xizhi aus dem Jahr 353 n.Chr. Es gilt als Hauptwerk in der Geschichte der chinesischen Kalligraphie. Im Juni 1965 hatte Guo Moruo in der Zeitschrift Wenwu (Kulturelle Relikte) einen Artikel veröffentlicht mit dem Titel „Von der Ausgrabung der Wang- und Xie-Grabinschriften zur Authentizität des Lanting-Vorwortes“. Basierend auf den 1965 in Nanjing ausgegrabenen Grabinschriften von Wang Xizhi und seiner Frau und der Grabinschrift von Xie Kun argumentierte Guo Moruo, dass der Autor des Lanting-Vorwortes nicht Wang Xizhi sei, sondern dass Text und Kalligraphie des Vorwortes auf Wang Xizhis Enkel Zhiyong in siebter Generation zurückgehen.
Der Nanjinger Kalligraph Gao Ershi schrieb daraufhin einen Artikel mit dem Titel „Eine Widerlegung der Zweifel an der Echtheit des Lanting-Vorwortes“, doch die Zeitungen, eingeschüchtert von Guo Moruo und seinem Unterstützer Kang Sheng, weigerten sich, ihn zu veröffentlichen. Gao Ershi schickte den Artikel daraufhin an Zhang Shizhao, den damaligen Direktor der Zentralen Akademie für Literatur und Geschichte. Am 16. Juli leitete Zhang Shizhao Gao Ershis Artikel an Mao Zedong weiter. Mao Zedong prüfte Zhang Shizhaos Brief und Gao Ershis Artikel und antwortete am 18(?). Juli. Am selben Tag schickte Mao Zedong auch einen Brief an Guo Moruo. Dabei dürfte es sich um den vorliegenden Brief handeln.
Am 23. Juli veröffentlichte Gao Ershi schließlich in der Guangming Daily „Eine Widerlegung der Zweifel an der Echtheit des Lanting-Vorworts“. Er argumentierte, dass Guo Moruos Schlussfolgerung, es habe in der Östlichen Jin-Dynastie nur eine offizielle Schrift gegeben, auf isolierten Beweisen beruhe und schwer zu verallgemeinern sei. Darauf veröffentlichte Guo Moruo im August in Wenwu „Eine Diskussion der Widerlegung“. Weitere führende Experten der chinesischen Kunstgeschichte meldeten sich zu Wort, wie Qi Gong (1912-2005), Xu Senyu, Zhao Wanli, Li Changlu und Shang Chengzuo, die sich jeweils für oder gegen die Echtheit des Vorwortes aussprachen. Die Debatte dauerte etwa fünf oder sechs Monate. Noch 1972 vertrat Guo Moruo seine Meinung, dass das Lanting-Vorwort eine Fälschung sei. Nach weiteren Funden von Grabinschriften bei Nanjing aus der Zeit Wang Xizhis, die die Vielfalt der damaligen Schriftstile belegen, ist man heute der Ansicht, dass das Vorwort vom Lanting-Pavillon doch von Wang Xizhi stammt. Allerdings ist das Original nicht erhalten, nur mehrere ziemlich genaue Durchpauskopien sind auf uns gekommen - Alters- und Gebrauchsspuren, leichte Stockflecken, Ränder part. minim. eingerissen