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Los 729

Kawahara Keiga (1786-ca. 1860) und seinem Atelier attr.

Schätzpreis:

8.000 € - 12.000 €

Ergebnis:

7.770 € inkl. Aufgeld und Mehrwertsteuer

Beschreibung:

Japan /Niederlande, um 1850
20 x 17 x 4,4 cm
Buch mit Einband aus schwarzem Leinen, dunkelgrünen Lederecken und Rücken, Details in Goldprägung. 248 Aquarelle auf Papier mit fein ausgeführten Studien von Früchten, Blumen, Insekten, Amphibien, Fischen und anderen Meerestieren, versehen mit Titeln und Beschriftungen in kalligrafischer Schrift.
Aus einer deutschen Privatsammlung
Kawahara Keiga (1786-ca. 1860), auch unter dem Namen Toyosuke bekannt, war ein Maler aus Nagasaki in der späten Edo-Zeit und zählt zu den wichtigsten japanischen Künstlern im Umfeld Philipp Franz von Siebolds. Keiga war Schüler von Ishizaki Yūshi (1768-1846), der als Inspektor chinesischer Malerei in Nagasaki Zugang zu westlichen Bildtechniken erhielt und diese an seine Schüler weitergab.1823, im Jahr von Siebolds Ankunft in Japan, wurde Keiga zum „Maler mit Zutritt zu Deshima“ (dejima de-iri eshi) ernannt. Im Auftrag Siebolds fertigte er präzise naturkundliche Darstellungen japanischer Flora und Fauna an, die als Grundlage für Siebolds wissenschaftliche Publikationen wie Fauna Japonica und Flora Japonica dienten. Seine Arbeiten umfassen Fische, Krustentiere, Reptilien und Pflanzen, die er mit großer Detailtreue und unter Einbeziehung westlicher Beobachtungsweise wiedergab. Zur Unterstützung seiner naturwissenschaftlichen Projekte ließ Siebold 1825 Carl Hubert de Villeneuve und Heinrich Bürger aus Batavia nach Japan entsenden. Keiga arbeitete eng mit beiden zusammen: Villeneuve unterwies ihn in europäischen Darstellungsmethoden, während Bürger zoologische und botanische Untersuchungen leitete. Nach Siebolds Ausweisung 1829 setzte Bürger die Zusammenarbeit fort und ließ Keiga weiterhin Tier- und Pflanzenstudien für Siebold anfertigen. In einem Brief von 1831 berichtet Bürger, Keiga habe 400 Fischarten nach dem Leben gezeichnet, von denen 200 mit Beschreibungen an Siebold gesandt wurden. Diese Zeichnungen, ebenso wie zahlreiche Darstellungen von Pflanzen, Krustentieren und Reptilien, befinden sich heute in der Siebold-Sammlung des Nationalmuseums für Naturgeschichte (Naturalis) in Leiden. Die Blätter sind überwiegend unsigniert, können jedoch aufgrund von Bürgers Korrespondenz eindeutig Keiga zugeschrieben werden. Keiga führte in Nagasaki ein Atelier, in dem Assistenten Kopien und Varianten seiner Kompositionen für niederländische Auftraggeber auf Deshima anfertigten. Auch diese Werkstattarbeiten blieben in der Regel unbezeichnet, was die Zuschreibung einzelner Blätter erschwert. In einem Brief von 1830 lobte Siebold ausdrücklich die Qualität von Keigas Pflanzen- und Fischzeichnungen und empfahl, ihn bevorzugt in diesen Bereichen einzusetzen. Säugetiere und anatomische Studien wurden dagegen Villeneuve übertragen. Die von Keiga im Auftrag Siebolds geschaffenen Werke markieren eine bedeutende Schnittstelle zwischen japanischer Maltradition und westlicher wissenschaftlicher Illustration und bilden einen zentralen Bestand in der bildlichen Dokumentation der japanischen Natur im frühen 19. Jahrhundert - Einband partiell mit Altersschäden - und Spuren, die Aquarelle teils mit minim. Flecken und etwas Gilb, sonst sehr schön erhalten mit kräftigen Farben.