Los 710
Seltenes Paar Stellschirme ''waka byôbu'' Konoe Nobutada (1565-1614) attr.
Schätzpreis:
15.000 € - 25.000 €
Ergebnis:
inkl. Aufgeld und Mehrwertsteuer
Beschreibung:
Japan, signiert Komatsu saishō hitsu (小松宰相 筆 ), Momoyama - Periode / frühe Edo - PeriodeJe 103 x 285 cm
Paar sechsteiliger Stellschirme. Tusche, Goldpulver und sparsame Farbgebung auf Papier. Jedes Feld der beiden Stellschirme zeigt eine Serie von Waka-Gedichten, vermutlich aus der Heian-Hoftradition, in schwarzer Tusche, im flüssigen, eleganten Kursiv-Kana-Stil (Hiragana), charakteristisch für den aristokratischen Oberstil (wayō). Die Gedichte stammen sehr wahrscheinlich aus dem klassischen Hyakunin Isshu-Korpus oder kaiserlichen Anthologien wie dem Kokin Wakashū oder Shinkokin Wakashū. Alle wurden von Dichterinnen der Antike (onna kajin) verfasst, ein Thema, das in aristokratischen und klösterlichen Kreisen der frühen Edo-Zeit beliebt war. Der Ton schwankt zwischen melancholischer Liebe, Einsamkeit, Nostalgie und Naturbetrachtung. Im Hintergrund der Kalligrafien befindet sich eine reduzierte Malerei in Brauntönen mit der Darstellung einer stilisierten Uferlandschaft mit Reihern zwischen blühenden Sträuchern; der zugehörige zweite Schirm zeigt einen Hirsch mit zwei Rehen in einer Wiesenlandschaft mit Blütenstauden. Diese Bildmotive bilden den Hintergrund für die kalligrafischen Texte und sind zusätzlich mit goldenen Quadraten aus ausgeschnittenem Blattgold (kirihaku) sowie goldfarbenen Wolkenakzenten verziert. Rechts unten signiert Komatsu saishō Nobutada hitsu (小松宰相 信尹筆), dem poetischen Titel von Konoe Nobutada. Die Brokatmontierung mit stilisierten Chrysanthemen in Weiß und Braun auf goldfarbenem Grund stützt die Datierung in das 17. Jahrhundert.
Aus einer europäischen Privatsammlung
Konoe Nobutada (1565-1614), aus dem einflussreichen Konoe-Klan des Hofadels stammend (Zweig der Fujiwara), war ein bedeutender japanischer Hofadeliger, Dichter, Kalligraf und Maler der Azuchi-Momoyama- bis frühen Edo-Zeit. Er spielte eine zentrale Rolle in der höfischen Kultur Kyotos. Nobutada wurde 1565 als Sohn von Konoe Sakihisa geboren und erhielt den Namen Nobumoto. 1580 wurde er zum Naidaijin (Minister des Inneren) und 1585 zum Sadaijin (Minister des Linken) ernannt. Nach politischen Konflikten trat er zeitweise zurück und wurde 1591 von Toyotomi Hideyoshi erneut zum Kanpaku berufen. 1594 geriet er in Konflikt mit Kaiser Go-Yōzei und wurde für drei Jahre nach Satsuma verbannt, kehrte 1596 zurück und wurde 1605 erneut Kanpaku. Nobutada gilt als einer der bedeutendsten Kalligrafen der Übergangszeit Momoyama/Edo. Sein Stil, später als „Sanmyaku’in-Stil“ bekannt, zeichnete sich durch Dynamik und Ausdruckskraft aus und wurde von seinem Adoptivsohn Nobuhiro weitergeführt. Er wird als einer der „Drei Pinsel der Kan’ei-Periode“ (Kan’ei Sanpitsu) gewürdigt. Zu seinen Werken zählen Gedichtrollen, Faltbildschirme (byōbu) und Gedichtkarten (shikishi), oft mit Goldakzenten verziert; ein bekanntes Beispiel ist das Hängende Bild „Tenjin Traveling to China“ aus der späten Momoyama-Zeit. Dieses Paar sechsteiliger Stellschirme kann Nobutada zugeschrieben werden oder stellt ein äußerst genaues Werk aus seinem unmittelbaren Umfeld dar. Signatur, Stil und Komposition stimmen mit bekannten von ihm selbst geschaffenen Originalwerken überein. Kalligrafischer Stil, Goldblatt-Collagen im Hintergrund und die Anordnung der Waka entsprechen vollständig den Werken des kaiserlichen Kreises von Kyoto zu Beginn des 17. Jahrhunderts. - Vgl. Ein vergleichbarer Paravent, in Komposition, Stil, Ornamentik und Signatur identisch, befindet sich im Metropolitan Museum of Art, New York: Waka Byōbu: Six Poems by Women Poets, signiert von Konoe Nobutada (Inv. 77228) - Altersspuren, partiell kleinere Schäden und rest.


