Los 1002
Ackermann, Max
Schätzpreis:
15.000 € - 20.000 €
Ergebnis:
24.605 € inkl. Aufgeld und Mehrwertsteuer
Beschreibung:
Berlin, 1887 - Unterlengenhardt, 1975185 x 140 cm, R.
"An die Freude", 1956 - 1959. Öl auf Leinwand. In Öl unten rechts signiert und datiert sowie rückseitig in Öl auf dem Keilrahmen signiert, datiert und betitelt.
Galerie Döbele, Stuttgart.
Sammlung Monika und Horst Bülow, Leonberg, dort 1987 erworben.
Ausstellung:
Württembergischer Kunstverein (rückseitig mit Ausstellungsetikett).
"Max Ackermann 1887 - 1975. Zum 100. Geburtstag", Galerie der Stadt Stuttgart, Stuttgart 1987, Nr. 99 (mit ganzseitiger Farbabb.).
Das monumentale Gemälde "An die Freude" entstand in den Jahren 1956 bis 1959 und zählt zu den bedeutendsten Schöpfungen Max Ackermanns in der Nachkriegszeit. Der Titel verweist unmissverständlich auf Friedrich Schillers Ode und Beethovens 9. Sinfonie, deren visionäre Kraft Ackermann in eine abstrakte Bildsprache übersetzt. Statt figürlicher Darstellung begegnet der Betrachter einem farbigen Klangraum, der durch seine rhythmisch gesetzten Flächen und vibrierenden Pinselzüge eine geradezu orchestrale Wirkung entfaltet.
Die Komposition ist von einer starken Farbdramaturgie bestimmt: Leuchtende Blau- und Violetttöne dominieren, während Akzente in Rot, Gelb und Grün wie strahlende musikalische Einsätze wirken. Unterschiedlich verdichtete Strukturen und kurze, zupfende Pinselbewegungen erzeugen einen vielschichtigen Bildteppich, in dem Ruhe und Bewegung, Harmonie und Kontrast in ein spannungsreiches Verhältnis treten. Die Dynamik der Formen, die Schichtung der Farben und die pulsierende Oberflächenstruktur lassen das Werk wie eine Sinfonie aus Licht und Farbe erscheinen.
Ackermanns Anliegen, die Malerei mit musikalischen Prinzipien in Einklang zu bringen, erreicht hier einen Höhepunkt. Die abstrakte Formensprache wird zum Träger von Empfindungen, die unmittelbar an Beethovens Vertonung von Schillers "Ode an die Freude" erinnern: die Feier der Menschlichkeit, die Vision universeller Brüderlichkeit, die Übersetzung von Musik in reine Farbenergie. So ist dieses Gemälde mehr als eine Hommage - es ist selbst eine synästhetische Erfahrung, die den Betrachter in einen bildgewordenen Klangraum eintreten lässt.
Die lange Entstehungszeit des Werkes zwischen 1956 und 1959 verweist auf die intensive Auseinandersetzung Ackermanns mit Komposition, Rhythmus und Harmonie. Die großformatige Leinwand ist Ausdruck seines künstlerischen Reifeprozesses in der Nachkriegszeit und verdeutlicht sein Streben nach einer universalen Sprache der Kunst, die alle sinnlichen und geistigen Ebenen miteinander verbindet.
"An die Freude" ist ein Schlüsselwerk im Œuvre Ackermanns und ein herausragendes Beispiel für seine Fähigkeit, Malerei in eine Sphäre des Musikalischen und Spirituellen zu überführen.


