Los 1019
Bill, Max
Schätzpreis:
40.000 € - 60.000 €
Ergebnis:
51.800 € inkl. Aufgeld und Mehrwertsteuer
Beschreibung:
Winterthur, 1908 - Berlin, 199448 x 87,5 x 58 cm, Höhe mit Sockel und Säule: 166 cm
Bewegter Ring, 1977. Messing, vergoldet, auf weißer Marmorsäule mit Plexiglassockel. In Ritzung unten auf dem in der Marmorsäule eingesteckten Teil signiert und datiert.
Galerie Denise René Hans Mayer, Düsseldorf.
Sammlung Monika und Horst Bülow, Leonberg, dort 1984 erworben.
Max Bill, der als Schüler am Bauhaus Dessau unter Josef Albers, Wassily Kandinsky und Paul Klee studierte, zählt zu den bedeutendsten Künstlern, Architekten und Theoretikern der Konkreten Kunst. Sein Werk vereint mathematische Präzision mit sinnlicher Klarheit und macht ihn zu einem der konsequentesten Gestalter des 20. Jahrhunderts.
Die Skulptur "Bewegter Ring" von 1977 ist ein exemplarisches Beispiel für Bills Verständnis von Kunst als visuell erfahrbare Gedankenform. Der aus vergoldetem Messing geformte Ring beschreibt eine in sich geschlossene, dynamische Bewegung, die durch die Drehung und Verschlingung der Flächen entsteht. Aus der Distanz wirkt die Form einfach, beinahe elementar, doch in der Nähe offenbart sich eine komplexe räumliche Struktur, die je nach Standpunkt des Betrachters neue Konstellationen eröffnet.
Die klare, geometrisch abgeleitete Formensprache verbindet sich hier mit einer beinahe organischen Eleganz. Bill nutzt die Reflexion der Goldoberfläche, um das Werk immateriell wirken zu lassen - Licht und Bewegung werden integrale Bestandteile der Skulptur. In Verbindung mit der streng vertikalen Marmorsäule entfaltet der "Bewegte Ring" eine fast architektonische Präsenz.
Das Motiv des Rings spielte für Max Bill eine zentrale Rolle: Es symbolisiert für ihn die Unendlichkeit, die Einheit von Kontinuität und Wandel. In der "Bewegung" des Rings verdichtet sich dieser Gedanke zu einer anschaulichen Metapher für die Dialektik von Ordnung und Dynamik, Geschlossenheit und Offenheit.
Bills dreidimensionale Arbeiten gehören zu den Ikonen der Konkreten Kunst. Sie stehen in enger Verbindung mit seinen theoretischen Schriften und seiner Rolle als Gestalter des Zürcher Konkreten und der Ulmer Hochschule für Gestaltung, deren Mitbegründer er war. "Bewegter Ring" ist ein reifes Beispiel seines späten Schaffens, das seine intellektuelle Strenge mit einer zugleich spielerischen, sinnlich erfahrbaren Leichtigkeit verbindet.


