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Los 1000

Hölzel, Adolf

Schätzpreis:

5.000 € - 8.000 €

Ergebnis:

10.360 € inkl. Aufgeld und Mehrwertsteuer

Beschreibung:

Olmütz, 1853 - Stuttgart, 1934
49 x 60 cm, R.
"Nach Sonnenuntergang, Vorfrühling", 1894. Öl auf Leinwand. In Öl unten links signiert. Rückseitig auf dem Keilrahmen betitelt und datiert.
Die Authentizität der Arbeit wurde von Herrn Dr. Alexander Klee, Wien, bestätigt. Wir danken Herrn Dr. Klee für die wissenschaftliche Beratung.
Dorotheum, Kunstpalais, Wien, Auktion "Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst", Auktion 8. 5. 1991, Lot 15.
Galerie Peter Fischinger, Stuttgart.
Sammlung Monika und Horst Bülow, Leonberg, dort 1991 erworben.
Ausstellung:
"Internationale Kunst-Ausstellung des Vereins bildender Künstler Münchens - Secession", München 1894, Nr. 132.
Adolf Hölzel zählt zu den maßgeblichen Wegbereitern der Moderne in Deutschland. Geboren 1853 in Olmütz (Mähren), erhielt er seine Ausbildung zunächst an der Wiener Akademie und setzte sein Studium ab 1876 an der Akademie der Bildenden Künste in München fort. Bereits in den 1880er-Jahren trat er als Landschaftsmaler hervor, der sich von den naturalistischen Traditionen löste und zunehmend auf die Wirkung von Farbe und Licht konzentrierte.
Das vorliegende Gemälde "Nach Sonnenuntergang, Vorfrühling" aus dem Jahr 1884 ist ein Schlüsselwerk dieser frühen Schaffensphase. In der Darstellung einer weitläufigen Frühlingslandschaft, die von einem dichten Teppich roter Mohnblumen überzogen ist, offenbart sich Hölzels intensive Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten einer impressionistisch inspirierten Freilichtmalerei. Die Sonne ist bereits hinter dem Horizont verschwunden; die letzten Strahlen brechen durch die Wolkenschicht und tauchen die Szene in ein gold-rosiges Licht, das Himmel und Landschaft zu einem vibrierenden Farbakkord verbindet.
Hölzel erreicht hier eine subtile Balance zwischen realistischer Naturwiedergabe und atmosphärischer Verdichtung. Die locker geführten, kurzen Pinselstriche im Vordergrund verleihen dem Mohnfeld eine fast pulsierende Lebendigkeit, während die horizontale Anlage der Bildkomposition die Weite der Landschaft betont. Der Blick des Betrachters wird über die Felder hinweg auf eine ferne Baumreihe und Hofanlagen gelenkt - ein Hinweis auf die Verwurzelung des Künstlers in der süddeutschen Landschaft, die ihn sein Leben lang inspirierte.
Dass das Werk 1894 auf der "Internationalen Kunst-Ausstellung des Vereins bildender Künstler Münchens - Secession" präsentiert wurde, unterstreicht seine zeitgenössische Bedeutung. Die Münchner Secession stand seit ihrer Gründung 1892 für den Aufbruch in die Moderne und für die Abkehr von den Konventionen der Akademie. Mit der Aufnahme von Hölzels Gemälde in dieses renommierte Ausstellungsumfeld wurde sein Rang als fortschrittlicher Künstler anerkannt, dessen Malerei sich an der Spitze des stilistischen Wandels bewegte.
Hölzel, der 1905 als Professor an die Stuttgarter Akademie berufen wurde, entwickelte sich zu einem einflussreichen Lehrer, der die nächste Generation von Künstlern entscheidend prägte. Zu seinen Schülern zählten u. a. Oskar Schlemmer, Willi Baumeister, Johannes Itten und Ida Kerkovius. Er vermittelte ihnen eine neuartige Theorie der Farb- und Formgestaltung, die den Weg zur Abstraktion ebnete und die Entwicklung der Klassischen Moderne wesentlich beeinflusste. Das hier angebotene Gemälde erlaubt es, Hölzel in jener entscheidenden Übergangszeit zu erleben, in der er die Grundlagen für seine späteren farbtheoretischen Forschungen und seine Rolle als Mentor der Avantgarde legte.
"Nach Sonnenuntergang, Vorfrühling" vereint damit sowohl poetische Naturbeobachtung als auch den Keim einer modernen Bildauffassung, die sich von der bloßen Abbildung der Wirklichkeit löst und Farbe und Licht als autonome künstlerische Ausdrucksträger begreift. Es ist nicht nur ein frühes Meisterwerk innerhalb seines Œuvres, sondern auch ein bedeutendes Dokument für die Entwicklung der modernen Landschaftsmalerei in Deutschland.