Mouseover Zoom loading...

Los 1004

Hölzel, Adolf

Schätzpreis:

6.000 € - 8.000 €

Ergebnis:

inkl. Aufgeld und Mehrwertsteuer

Beschreibung:

Olmütz, 1853 - Stuttgart, 1934
30 x 41,4 cm, R.
Komposition, ca. 1915/1918. Pastell und Bleistift auf Papier. Rückseitig mit Nachlassstempel.
Galerie Peter Fischinger, Stuttgart.
Sammlung Monika und Horst Bülow, Leonberg, dort 1990 erworben.
In dieser großformatigeren Komposition steigert Hölzel die Energie seiner abstrakten Bildsprache. Das Pastell entfaltet eine vibrierende Dichte: Flächen von Rot, Violett und Orange stoßen mit Grün- und Blautönen zusammen, durchzogen von einem schwarzen Liniengerüst, das wie ein Netz die eruptiven Farbbewegungen fasst. Es entsteht ein Spannungsfeld zwischen Ordnung und Auflösung, Struktur und Dynamik.
Das Blatt zeigt exemplarisch, wie Hölzel in den 1910er Jahren mit den Mitteln der Farbe eine autonome Wirklichkeit schuf. Pastell und Bleistift treten dabei in einen produktiven Dialog - die zarte, beinahe flüchtige Leuchtkraft des Pigments steht der Strenge der Linie gegenüber. Der Eindruck ist der einer inneren Architektur, die weder erzählerisch gebunden noch rein dekorativ wirkt, sondern geistige Rhythmen und emotionale Zustände visualisiert.
Hölzel erweist sich hier erneut als Pionier der Abstraktion: Mit seiner Lehre und seinen eigenen Arbeiten bereitete er den Boden für die Moderne in Deutschland. Die in Flächen aufgelösten Formen und die musikalisch-rhythmische Bildanlage verweisen bereits auf Entwicklungen, die später am Bauhaus und in der Klassischen Moderne weitergeführt wurden. Dieses Werk ist nicht nur Ausdruck künstlerischer Emanzipation, sondern auch ein Manifest der Farbe als Trägerin von Geist, Stimmung und Bewegung.