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Los 1006

Hölzel, Adolf

Schätzpreis:

4.000 € - 6.000 €

Ergebnis:

inkl. Aufgeld und Mehrwertsteuer

Beschreibung:

Olmütz, 1853 - Stuttgart, 1934
25 x 32 cm, R.
Komposition, ca. 1915/1918. Pastell und Bleistift auf Papier. Rückseitig mit Nachlassstempel.
Galerie Peter Fischinger, Stuttgart.
Sammlung Monika und Horst Bülow, Leonberg, dort 1990 erworben.
Adolf Hölzel zählt zu den Pionieren der abstrakten Kunst in Deutschland. Schon früh wandte er sich von der gegenständlichen Malerei ab und entwickelte eine Bildsprache, in der Farbe und Form zu autonomen Ausdrucksträgern wurden. Als Lehrer an der Stuttgarter Akademie übte er zudem großen Einfluss auf die nächste Künstlergeneration aus, zu seinen Schülern gehörten u. a. Johannes Itten, Willi Baumeister und Oskar Schlemmer.
Die hier vorliegende Komposition entstand in den Jahren um 1915 bis 1918, einer Phase, in der Hölzel die Prinzipien seiner Farbenlehre in experimentellen Bildlösungen umsetzte. Pastell und Bleistift verbinden sich zu einer vibrierenden Farbfläche, in der kräftiges Blau und leuchtendes Orange dominieren. Schwarz gesetzte Linien gliedern die Fläche und verleihen der Komposition ein dynamisches Gerüst, das an musikalische Partituren erinnert - ein Hinweis auf die enge Verbindung von Bildrhythmus und musikalischer Harmonie in Hölzels Denken.
Die Pastelltechnik ermöglicht eine intensive, samtige Farbwirkung, die in dieser Arbeit in Kontrasten von warm und kühl, hell und dunkel besonders eindrücklich hervortritt. Die Komposition verzichtet auf narrative Elemente; vielmehr handelt es sich um ein reines Farb- und Formgefüge, das die Autonomie der abstrakten Kunst eindringlich vorführt.
Hölzel verstand den Bildraum nicht als Abbild der sichtbaren Welt, sondern als geistigen Raum, in dem die Kräfte der Farben zueinander in Beziehung treten. Seine Überzeugung, dass sich Kunst aus inneren Gesetzmäßigkeiten und aus der Harmonie der Farbklänge speist, zeigt sich hier in exemplarischer Weise.
Die Nachlassstempelung auf der Rückseite unterstreicht die Herkunft des Werkes und seine Verankerung im Werkzusammenhang des Künstlers. Arbeiten wie diese Komposition sind ein eindrucksvolles Zeugnis für Hölzels Rolle als Wegbereiter der Abstraktion in Deutschland - eine Position, die ihn zu einem zentralen Bindeglied zwischen dem ausgehenden 19. Jahrhundert und den avantgardistischen Strömungen des 20. Jahrhunderts macht.