Los 1015
Winter, Fritz
Schätzpreis:
40.000 € - 60.000 €
Ergebnis:
84.175 € inkl. Aufgeld und Mehrwertsteuer
Beschreibung:
Altenbögge, 1905 - Herrsching am Ammersee, 1976170 x 135 cm, R.
"Großes Zeichen", 1963. Öl auf Leinwand. In Öl rückseitig signiert, datiert und betitelt.
Lohberg, 2485.
Fritz - Winter - Atelier, Diessen am Ammersee.
Sammlung Monika und Horst Bülow, Leonberg, dort 2017 erworben.
Fritz Winter gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der abstrakten Malerei in Deutschland nach 1945. Als Schüler des Bauhauses in Dessau, wo er von 1927 bis 1930 unter anderem bei Wassily Kandinsky, Paul Klee und Oskar Schlemmer studierte, entwickelte er früh eine eigenständige Bildsprache, die formale Strenge mit expressiver Farbigkeit und gestischem Duktus verband.
Das monumentale Gemälde "Großes Zeichen" aus dem Jahr 1963 markiert einen Höhepunkt seines reifen Schaffens. Mit einer Größe von 170 × 135 cm entfaltet es eine kraftvolle Präsenz, die den Betrachter unmittelbar in den Bann zieht. Vor einem braun-grauen Grund überlagern sich energisch gesetzte, schwarze Formen, die wie tektonische Strukturen den Bildraum gliedern. Zwischen diesen massiven, fast kalligrafisch anmutenden Formsetzungen leuchten intensive Farbfelder in Rot, Blau und Gelb auf - primäre Farbakzente, die im Kontrast zu den dunklen Formgebilden eine spannungsvolle Balance von Dynamik und Ruhe erzeugen.
Winter verstand solche "Zeichen" nicht als direkte Abbilder, sondern als visuelle Chiffren für innere Erfahrungen, existenzielle Befindlichkeiten und eine geistige Auseinandersetzung mit Welt und Natur. Das "Große Zeichen" ist daher weniger ein Symbol im herkömmlichen Sinn als vielmehr ein Ausdruck der universalen Sprache der Malerei, die sich aus der Spannung zwischen Form und Farbe, Fläche und Raum, Licht und Dunkelheit ergibt.
In den 1950er- und 1960er-Jahren wurde Winter als zentrale Figur der Gruppe ZEN 49 und als international anerkannter Repräsentant der deutschen Nachkriegsmoderne gefeiert. Seine Werke wurden auf der documenta I (1955) und documenta II (1959) in Kassel gezeigt und fanden Eingang in bedeutende öffentliche Sammlungen wie die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, die Nationalgalerie Berlin oder das Museum Ludwig Köln.
Das vorliegende Werk ist ein herausragendes Beispiel für die Kraft und Klarheit von Fritz Winters künstlerischem Spätstil, in dem er die Bildsprache der Zeichen zu großformatigen, hochkonzentrierten Kompositionen verdichtete.


